Archiv für den Monat Februar 2008

Consult & Go

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Kürzlich hatte ich eine interessante Diskussion zum Thema Astro-Hotlines. Eine langjährige Bekannte, die zum Jahresanfang immer ihre Transitlisten ordert, fragte mich bei der Gelegenheit, was ich denn von Astro-Hotlines halten würde; eine Arbeitskollegin von ihr hätte da schon mal angerufen und war sehr angetan von dem Gespräch. An den Namen der Hotline konnte sie sich sich nicht mehr erinnern.

Bei einer Kanne Tee begann ich ihr von meinem Standpunkt aus das Pro und Contra dieser Art von Beratung zu erläutern. Da ich dieses Gespräch noch frisch in Erinnerung habe, möchte ich einige der wichtigsten Aspekte noch einmal schriftlich fixieren. Zudem wurde ich bereist früher zu diesem speziellen Thema gefragt und da sich dies wahrscheinlich auch in Zukunft noch öfters wiederholen wird, brauche ich nur auf diesen Blog zu verweisen.

Leider habe ich im web kaum Brauchbares zu diesem speziellen Thema gefunden: Entweder werden in Diskussionsforen die Astro-Hotlines als pure Geschäftemacherei gebrandmarkt oder auf den kuscheligen websites der Anbieter mit allen zur Verfügung stehenen Marketingfloskeln als die ultimative Lösung schlechtin angepriesen.

Dazwischen gibt es kaum Grautöne und gerade in den diversen Internetforen beobachte ich häufig, daß sich die Diskussionen erst einmal ein paar Runden vornehm im Kreise drehen, um nach kurzer Zeit entweder schlagartig auf ein unterirdisches Niveau abzurutschen oder in einem rhetorischen Pingpongspiel auszuklingen.

Wie dem auch sei, die wenigstens scheinen sich auch nur ansatzweise Gedanken darüber zu machen, dass es nichts bringt, über ein Thema wie dieses zu debattieren, solange kein Minimal-Konsens darüber besteht, welche Anforderungen hier

  • an „die Astrologie“ allgemein,
  • an eine „astrologische Beratung“ und schließlich auch
  • an den „astrologischen Berater„

zu stellen sind.

Oftmals habe ich beobachtet, daß diejenigen, die eine Hotlineberatung nicht pauschal ablehnen, bereits selber in diesem Bereich tätig gewesen sind (oder immer noch sind), die Schattenseiten dieses Gewerbes klar erkennen und offen zugeben, dass hier handfeste finanzielle Interessen noch vor den ethischen Überlegungen stehen. Astrologie im Spanungsfeld von Angebot und Nachfrage.

Auf der ablehnenden Seite stehen jene Astrologen, die eine eigene Beratungspraxis betreiben, großen Wert auf eine persönliche Atmosphäre legen und sich für die Beratungen ihrer Klienten erstmal kein Zeitlimit setzen bzw. einen Pauschalpreis für ihre Beratungsleistung ansetzen, ohne dabei ständig auf die Uhr schielen zu müssen. Diesen Beratern sind die Astro-Hotlines ein Dorn im Augen, weil sie zum einen eine direkte Konkurrenz sind und zum anderen in der Öffentlichkeit ein verzerrtes Bild von der die Astrologie abgeben.

Zum Thema Astrologie wurden bereits haufenweise Bücher geschrieben, also lasse ich dieses Thema außen vor.

Konzentrieren wir uns auf die letzten beiden Punkte – Anforderungen an die astrologische Beratung und an die Qualität Berater – und untersuchen sie im typischen Kontext einer telefonischen Astro-Beratung.

Was ist das eigentlich, eine astrologische Beratung? Ganz allgemein formuliert, ist es eine Beratung, die unter der Zuhilfenahme astrologischer Techniken dem Fragesteller bei der Klärung eines speziellen (d.h. zeitnah, akut) oder allgemeinen (d.h. schon länger bestehend) persönlichen Problems helfen soll. Das klingt schon mal ganz gut. Aber hier fangen die Definitionsprobleme an:

Was genau hilft dem Klienten? Was erwartet er konkret?

Da ich selber noch nicht bei einer Astro-Hotline angerufen habe und auch selber keine betreibe oder für eine solche arbeite, bin ich bei den folgenden Ausführungen auf glaubwürdige Berichte Dritter und eigene Beobachtungen angewiesen.

Letztere beschränken sich auf das Betrachten von gelegentlichen nächtlichen Video-Aufzeichnungen von Astro-Tarot-Shows. Videoaufzeichnung ist nicht nur wegen der späten Sendezeit anzuraten, sondern bietet auch den unschätzbaren Vorteil, dass sich die Wiedergabe jederzeit einfach unterbrechen läßt, um sich in der nächsten Apotheke eine Packung Kopfschmerztabletten zu kaufen oder mal eben kurz aus dem Fenster zu springen.

Schafft man es irgendwann, sich so eine Sendung bis zum bitteren Ende anzuschauen, fällt eines auf: fast alle Anrufer sind weiblich. Der Hauptanteil aller Fragen dreht sich dann um die Themen, die auch in der Boulevardpresse und den typischen Frauenzeitschriften (Tip: beim nächsten Zanhnarztbesuch im Wartezimmer einmal in den einschlägigen Zeitschriften schmökern) neugierige LeserInnen anlocken sollen:

Partnerschaft, Job und Finanzielles

Im Falle eines Partnerschaftsproblems lauten die typischen Fragen:

  • Kommt mein Partner wieder zurück zu mir?
  • Im Wochenhoroskop habe ich 5 Herzchen – treffe ich endlich meinen Traummann?
  • Ich habe jemanden kennengelernt – soll ich mich von meinem jetzigen Partner trennen?

Typische Fragen zu Job&Karriere:

  • Wann finde ich einen neuen Arbeitsplatz?
  • Soll ich meinen jetzigen Arbeitsplatz wechseln?

Hier bestehen die Erwartungen darin:

  • konkrete Angaben zu einen Zeitrahmen zu erhalten, in dem sich die Probleme – wie auch immer – quasi von selbst erledigen
  • eine einfache Ja-oder-Nein-Antwort zu erhalten. Tue es oder tue es nicht. Die Antworten werden dann selten mit Angabe der astrologischen Konstellationen erläutert. Entweder aus Zeitgünden oder weil der Berater davon ausgeht, dass diese vom Klienten ohnehin nicht verstanden werden.

Es versteht sich von selbst, dass derartige Antworten in diesem trivialen Kontext den Klienten entmündigen, ihn aus seiner Selbstverantwortung entlassen und zu einer Marionette degradieren, die hilflos irgendwelchen übernatürlichen astrologischen Tendenzen (den Sternen) ausgeliefert ist.

Für Menschen, die mit ihrer jetzigen Situation überfordert sind, ist diese Art von Beratung nicht viel mehr als eine kurzfristige Ablenkung, der den Druck aus einer Mischung von Selbstvorwürfen, Hoffnungs- und Orientierungslosigkeit kurzfristig abmildern soll. Ein mentales Placebo, eine verbal verabreichte Vollnarkose mittels einem wilden Cocktails astrologischer Symbolflocken – mehr nicht.

Eine wirkliche Beratung ist das keineswegs – aber den meisten Anrufern wird das sowieso egal sein. Was viele Klienten wollen, ist eine schnelle Absolution in der Form „Jupiter steht nächsten Monat günstig – dann wird alles gut“, „Saturn geht Mitte des Jahres, halten Sie solange durch!“. Bei besonders hoffnungslosen Fällen ist seitens der Berater häufig zu hören, daß „es an der Zeit, ist Altes loszulassen und sich neuen Erfahrungen zu öffnen“ – ein Spruch, der in dieser nebulösen Unverbindlichkeit niemanden weh tut und auch deshalb immer wieder gerne ausgesprochen und gehört wird.

Hinzu kommt ein weiterer Aspekt, der aber nicht nur die astrologischen Beratungen betrifft, sondern prinzipiell auch andere Formen psychologischer Beratung, seien es nun esoterische Hotlines oder die gesellschaftlich etablierten Formen psychotherapeutischer Behandlung: Vielen Menschen fehlt es heutzutage einfach an einem geeigneten Gesprächspartner, mit dem sie über ihre – oft intimen – Problemen ausführlich und in Ruhe reden können, jemand der zuhören kann und der sie als Mensch ernst nimmt. Einfach so.

Wobei anzumerken ist, daß eine von den Krankenkassen finanzierte Psychotherapie immerhin gewissen Mindeststandards genügen muß (Ausbildung des Therapeuten); bei der Beurteilung von Astro-Hotlines hingegen ist der Kunde auf Mundpropaganda, auf (ausgewählte?) Kundenbewertungen oder seinen persönlichen Eindruck angewiesen.

Wobei wir beim zweiten wichtigen Punkt wären: Die Qualifikation des Beraters und die Qualität des Beratungsgespräches.

Im Unterschied zu den Fällen, wo der Klient bei einem Astrologen vor Ort (oder zumindest in erreichbarer Nähe) persönlich zu einem vereinbarten Termin erscheint, ist bei einer Hotline-Beratung keine vorherige Terminvereinbarung nötig. Man/frau wählt die Nummer eines Beraters und es kann losgehen. Das hat Vor- und Nachteile.

Die Vorteile einer Astro-Hotlines:

  • Für Ratsuchende, die in ländlichen Regionen wohnen, ist eine Astro-Hotline die einzige Möglichkeit der persönlichen astrologischen Beratung. Immerhin eine erste Adresse, um einen ersten Versuchsballon in Richtung Astrohimmel zu starten und dann zu entscheiden, ob einem das Metier überhaupt liegt und es sich lohnt, einen „echten Astrologen“ zu konsultieren.
  • Bei wichtigen und unerwarteten Ereignissen, die eine rasche Reaktion (Zu- oder Absage eines Jobangebots) erfordern, kann in kürzester Zeit eine astrologische Beurteilung der Situation erstellt werden
  • Der finanzielle Aufwand ist überschaubar. Sobald der Kunde die Antwort zu seiner Frage erhalten hat kann er auflegen. Das war’s dann auch schon. Kosten je nach Minutenpreis bei simplen Entscheidungsfragen: zwischen 5 und 20 Euro. Ein Termin bei einem „richtigen“ Astrologen würde von vornherein ein Mehrfaches kosten, hinzu käme dann noch der Zeitaufwand und die Kosten für die Anfahrt.

Die Nachteile der Astro-Hotlines:

Das Merkur-Nadelöhr

Ein Hauptnachteil einer telefonischen Beratung liegt darin, daß diese Beratung definitionsgemäß zu 100 Prozent über das Telefon stattfindet. Jeder Astrologe kennt natürlich die symbolische Bedeutung des Planeten Merkurs, aber wie oft kommt es in der Praxis tatsächlich vor, dass ein Berater am Telefon diesen Punkt explizit anspricht und somit von vornherein diese systemimmanente Einschränkung erläutert?

Denn bei Gesprächen über persönlich belastende Themen ist nicht nur der reine Informationsgehalt der Problemschilderung wichtig, sondern vielmehr der Gesamteindruck des Klienten – und das ist weitaus mehr als sein sprachlicher Ausdruck. Etliche der Probleme, die als Motiv für das Beratungsgespräch angegeben werden, liegen schlicht und ergreifend in persönlichen Defiziten des Klienten. Ein Berater mit einem Minimum an Menschenkenntniss wird diese sofort erkennen, weil sein intuitiver Eindruck beim telefonischen Erstkontakt durch die ganzheitliche Wahrnehmung (Mimik, Gestik, Sitzhaltung, Kleidungsstil) seines Gegenüber bestätigt oder ergänzt wird. Wenn sich sein Eindruck mit seinen bisherigen astrologischen Analysen deckt und er es mit der Beratung wirklich ernst meint, dann wird er den Klienten auch direkt darauf ansprechen.

Für den den umgekehrten Kommunikationsweg gilt Ähnliches. Ein ermutigendes Nicken oder ein kritischer Blick des Beraters, während der Klient einen bestimmten Punkt ausführt, kann dem Ratsuchenden ein viel effektiveres Feedback (z.B. ruhig noch ein bißchen mehr zu diesem Thema zu sagen) vermitteln, ohne dabei den Kommunikationsfluß auf verbaler Ebene ständig unterbrechen zu müssen.

Zeitdruck
Auch oder gerade für Astro-Hotlines gilt: Zeit ist Geld und die Uhr tickt gnadenlos. Das wissen beide: der Hotline-Berater und der Anrufer. Falls ersterer nicht zu der Sorte gehört, die die Gesprächsdauer aus erwerbsmäßigen Interessen unnötig ausdehnen müssen, wird er sich kurz fassen, nur die wichtigsten Themen aus astrologischer Sicht knapp erläutern und erst auf Nachfrage des Klienten weitere Erklärungen anbringen. Der Klient sagt dann „Ok, das habe ich verstanden“ oder „Was bedeutet das denn jetzt konkret?“ und wenn alle Fragen beantwortet sind, ist das Gespräch zu Ende. Das zumindest wäre der Idealfall, der aber ein Minimum an Geschäftsethik voraussetzt. Ob es in der Realität immer so transparent und fair abläuft, entzieht sich meiner Beurteilung.

Um den heissen Brei herumreden
Ein häufig zu beobachtendes Phänomen bei Astro-Beratungen generell ist, daß anfangs ein Alibi-Problem serviert wird. Dieses Phänomen ist zwar nicht auf Astro-Hotlines beschränkt und läßt sich mindestens genauso häufig in astrologischen Diskussionsforen beobachten, aber man sollte es zumindest kennen. Ich nenne es Alibi-Thema, weil es eigentlich nur ein Vorwand ist, um überhaupt ein Beratungsgespräch in die Gänge zu kriegen. Viele, die sich an eine Astro-Hotline wenden oder in einem Forum eine Frage zu einem persönlichen Problem stellen, tun dies in dieser Form zum ersten Male. Sie haben möglicherweise schon eine ganze Zeit mit diesem Problem zu kämpfen, es gibt niemanden in ihrem persönliche Umfeld, dem sie sich anvertrauen können (häufig bei Geschäftsleuten zu beobachten, die auf ihr Winner-Image großen Wert legen), sie brüten über ihr Problem jetzt schon einen ganze Weile, erkennen vielleicht, daß es DAS Thema ist und im Grunde schon immer war – und nun sollen sie sich von 0 auf 100 jemanden öffnen, von dem sie nur ein Foto und ein paar Bewertungsfloskel kennen?

Natürlich ließe sich hier einwenden, daß die Anonymität einer Telefonberatung für den Anrufer auch einen gewissen Schutz darstellt; wenn es ihm zu heiß wird und er Berührungsänsgte mit seinen Tabuthemen hat, kann er jederzeit einfach auflegen. Als zahlender Kunde liegt die Kontrolle ja bei ihm.

Aber ob der Klient diesen Vorteil ebenso nüchtern beurteilt und sich daher von seinen unbewußten Ängsten und Abwehrmechanismen (konkret: die Angewohnheit, nicht mit Dritten über persönliche Probleme zu reden) loslösen kann, ist eher unwahrscheinlich. Hier ist die Gefahr groß, daß ein Großteil des Gesprächs auf einem oberflächlichen Niveau dahinplätschert, wo alle wichtigen unangenehmen Themen nur kurz angekratzt werden und der Beratende trotz vieler blinkenden Astro-Warnlampen (z.B. ein harter Transit zu einem exponierten RadixPlaneten) nicht mit der gebotenen Hartnäckigkeit nachbohrt.

Fehlende  Vorarbeit
Ein wichtiger Vorteil der Beratung bei einem Astrologen ist, daß dieser ausreichend Zeit hat, um alle nötigen astrologischen Berechnungen vorzunehmen, die entsprechenden Unterlagen zusammenzustellen und für den Gesprächstermin einen Umriss aller wichtigen Themen zu skizzieren. Falls mehrere Transite äußerer Planeten im engen Aspekte gleichzeitig einen persönlichen Planeten im Radix aktivieren, dann ist es Zeitverschwendung, über irgendein Radixthema zu reden, das transitmäßig unaspektiert vor sich hinschlummert.

Und obwohl moderne Software das Auffinden von wichtigen Transite erleichtern kann, so erfordert es doch einige Übung und Ruhe. Ruhe, die in dem zeitlich engen Rahmen einer Hotlineberatung einfach nicht vorhanden ist. Bei Partnerschaftsthemen erhöht sich der Aufwand zusätzlich: Horoskop des Partners, Synastrie, Transite des Partners…für eine objektive Beurteilung sind das Pflichthausaufgaben – sowas läßt sich nicht mit ein paar lässigen Mausklicks mal nebenbei erledigen. Schon gar nicht, wenn man als Hotline-Berater simultan den aufmerksamen und verständnisvollen Zuhörer geben muß.

Keine Nacharbeit
Jeder Berater kennt das Phänomen: Es war ein interessantes Gespräch, die Zeit ging um wie im Flug, der Notizblock ist übersät mit Stichworten zu Ereignissen und zugehörigen Datumsangaben, der MP3-Recorder hat alles brav aufgezeichnet – und einem rauscht erstmal der Kopf. Sicher, Beratung bedeutet Kommunikation, Konzentration und anschließend…Kontemplation! Auch wenn es bereits erwähnt wurde, aber das alles ist zu 80 Prozent ein reiner Merkur-Job, Informationsuastuausch, ein Ansammeln von astrologischen Puzzleteilchen und erste Entwürfe zu einem sinnvollen Gesamtbild. Was jetzt fehlt, ist der richtige Abstand zu allem, das Warten auf irgendwelche inneren Eindrücke, irgendwelche Gesprächstfetzen oder Stichworte, die einem in den Stunden danach immer wieder durch den Kopf gehen. Wie ein Nachbild, nachdem man zulange in die Sonne hinter einer Wolke geschaut hat und das alle vordergründigen Formen überlagert und dabei ständig neue Querverbindungen bildet. Dann noch einmal der Blick auf die Transite, der Abgleich mit bestimmten Schlüsselereignissen, wozu während des Gesprächs keine Zeit war. Oder ein paar merkwürdige Synastrie-Aspektmuster zu einem der beiden Ex-Partner, dessen Daten erst im Laufe der Beratung nebenbei erwähnt wurden…all das können wichtige Indizien sein, die in die Richtung des Kernthemas zeigen.

Also hinsetzen, noch mehr Notizen machen, zur Kontrolle nochmal die restlichen Daten nachrechnen, dem Klienten telefonisch oder per Email die neusten Einfälle mitteilen und ihm anbieten, in einem weiteren Gespräch das Thema zu vertiefen – je nach vorheriger Absprache kostenpflichtig oder gratis.

Bei Telefon-Hotlines dagegen bleibt die Beratung eine Einbahnstraße, da die Initiative zu einem Gespräch einzig und alleine vom Kunden ausgeht und der Berater ohne Vorlaufzeit sofort reagieren muß. Auch wenn der beratende Hotline-Astrologe 5 Minuten nach Gesprächsende später die Eingebung seines Lebens hat, wie dem Klienten denn wirklich geholfen werden könnte, es nutzt nichts. Wenn das Geschäftsmodell oder sonstige allgemeine juristische Bestimmungen gebührenpflichtige Rückrufe seitens der Beratenden verbieten, sind solche nachträglichen Erkenntnisse wertlos. Es sei denn, der Klient meldet sich noch einmal beim gleichen Berater – und das dürfte in der Praxis eher der Ausnahmefall sein.

Fehlende Qualitätskontrolle
Im astrologischen Umfeld ist Qualitätskontrolle eigentlich ein absolutes Unwort, ein Sakrileg. Viele reagieren dann so, als ob jemand bei einer gemütlichen Weinprobe plötzlich aufsteht, alle Flaschen entkorkt und einen ph-Messtreifen reinsteckt. Kontrolle ist was für Illusionsverderber; in einem esoterisch angelegten Beratungskonzept kann so etwas doch nur kontraproduktiv sein.

Hier geht es aber nicht darum, die Astrologischie als Instrument der psychologischen Beratung prinzipiuell abzulehnen. Es geht vielmehr darum zu erfahren, ob dem Klienten auch wirklich im Rahmen des astrologisch Machbaren geholfen wurde.

Bei einer persönlichen Beratung (also bei einem „leibhaftigen“ Astrologen) ist es nicht unüblich, den Berater nach einer Weile noch zu kontaktieren und über die den neusten Entwicklungsstand und eigene Überlegungen zu informieren.

Oder um zu einem Einzelpunkt einen weiteren Tip zu erhalten. Aus Sicht des Astrologen bieten derartige Folgekontakte die Gelegenheit zu einem ehrlichen Feedback. Wie verständlich war das Beratungsgespräch? Wurden jene Punkte, die aus astrologischer Sicht als wichtige zentrale Themen präsentiert wurden, nach dem Beratungsgespräch auch tatsächlich als wichtige Themen im realen Leben erkannt? Oder gab es neue Entwicklungen, die überhaupt nicht zur Sprache kamen, die aber im Horoskop (Radix/Transit) schon erkennbar gewesen sind?

Im Fall der Astro-Hotlines besteht hier erst einmal das Problem, daß ein unzufriedener Kunde wohl kaum Zeit und Geld opfert, nur um sich bei seinem ehemaligen Berater über dessen lückenhafte Beratung zu beschweren. Letzterer bekommt dann vielleicht eine ungünstige Bewertung (wenn überhaupt), aber wichtige konkrete Anhaltspunkte

  • ob er den Klienten wirklich erreichen konnte
  • welche astrologischen Techniken sich in der praktischen Anwendung bewähren und welche nicht
  • was er bei seiner Beratungstechnik noch optimieren kann

das alles wird er nie erfahren. Wozu auch?